Begriff
Dry Needling (DN) – wörtlich übersetzt „trockenes Nadeln“ – ist das Auflösen myofaszialer Triggerpunkte mit Hilfe von Akupunkturnadeln, wobei die mechanische Berührung des Triggerpunktes wirkungsvoll ist. Es wird kein Medikament, keinerlei Substanz injiziert – rein das präzise Treffen des Triggerpunktes wirkt lösend! Ein Synonym für Dry Needling ist daher auch „intramuskuläre Triggerpunkttherapie.“
Geschichte des DN
Die amerikanischen Ärzte Janet Travell und David G. Simons, Begründer der myofaszialen Triggerpunkttherapie in den 1990er Jahren, machten bei Triggerpunkt-Injektionen die Beobachtung, dass es beim genauen Treffen des Triggerpunktes zu einer kurzen, unwillkürlichen Zuckung des verspannten Muskelstranges kam. Bei klinischen Studien konnte festgestellt werden, dass nicht das injizierte Medikament für den Erfolg verantwortlich war, sondern dass die direkte mechanische Berührung des Triggerpunktes mit der Nadel, die zur lokalen Zuckungsantwort führt, hochwirksam ist.
Wirkungsweise
Abgrenzung zur Akupunktur
Bei der Akupunktur werden entlang von Meridianen an definierten Stellen Nadeln gesetzt um Energieblockaden zu lösen. Dry Needling hingegen löst Triggerpunkte in der tastbar verhärteten Muskulatur des Bewegungsapparates.
Vorteile der Nadel
Da Triggerpunkte mikroskopisch kleine Krampfknoten in der Muskulatur sind, müssen sie nicht mit viel Kraft oder Druck behandelt werden, sondern mit größtmöglicher Präzision. Manueller Druck breitet sich in der Tiefe kegelförmig aus und komprimiert so relativ ungenau ein großes Areal. Die hauchdünne Nadel hingegen berührt – wenn präzise geführt – nur exakt den Triggerpunkt. Dies äußert sich in einer lokalen Zuckungsantwort des verhärteten Muskelstranges.
Formen des DN
Dry Needling ist eine mitunter schmerzhafte Behandlung, wobei die Toleranz der Patient*innen dafür meist erstaunlich hoch ist.
Dies ist dadurch erklärlich, dass Betroffene deutlich spüren, dass die Ursache ihrer Beschwerden aufgespürt und behandelt wird. Erst wenn die Ursache gefunden ist, kann ein Problem wirklich anhaltend behoben werden!
Unterschiedliche Intensitäten der Behandlung sind je nach Toleranz des Patient*innen möglich:
Statisches DN
Die Nadel wird genau auf dem Punkt liegen gelassen, wo der Muskel vorher unwillkürlich gezuckt hat bzw. die typischen Beschwerden hervorgerufen wurden. Patient*innen können nun entweder ruhen und abwarten, dass der ziehende Schmerz nachlässt oder den Muskel aktiv ansteuern. In der Regel lassen die Schmerzen beim Bewegen deutlich schneller nach.
Dynamisches DN
Beim dynamischen Dry Needling wird der Muskel-Triggerpunkt durch stetes Bewegen der Nadel immer weiter stimuliert. Dies führt zu einer ganzen Folge von „lokalen Zuckungen“ („local twitches“) bis der Muskel ermüdet und nicht mehr antwortet/zuckt. Dann erst gilt der Triggerpunkt als aufgelöst.
Superfizielle Afferenzenstimulation (SAS)
Winzig kleine Dauernadeln können auf der Haut appliziert werden – über den sogenannten Haut-Reflex-Bogen wird versucht, auf den Triggerpunkt in der Tiefe des Muskels Einfluss zu nehmen.